GEHIRN.IMPLOSION
Allumfassender
unkontrollierbarer Sog

TOSOM
XX-007
CDR,
6 TRACKS, 44 MINUTES
LIMITED AND NUMBERED EDITION OF
100 COPIES
SLIM DVD BOX IN CD SIZE WITH 3 INSERTS.
PRICE: 8,00 €
Noise project from Germany, maybe known from the great Vinyl
Splits with Schloss Tegal and The Haters.
TOSOM is very proud to present with "Allumfassender unkontrollierbarer
Sog" a very personally release by this great project.
This release is decitated to Mio, a little person that only lives 27 days
in this world.
If you are a parent, you know what
childrens represents for us and we couldn't imagine when one of this little
creatures suddenly goes out from our life. Under this circumstance was "Allumfassender
unkontrollierbarer Sog" created.
Harsh Noise, very dark, powerful and intensive.
Tracks
01 - Verlorenheit (mp3)
02 - Dein Weg (mp3)
03 - Nachthimmel
04 - Traurigkeit
05 - Nur Töne
06 - Zeit Hinter Der Zeit (mp3)
Click on mp3 to hear music samples
Reviews *** Reviews
Der
Medienkonverter
Den
Tod seines eigenen Kindes zu verarbeiten, ist nicht nur extrem schwer, sondern
schlichtweg unmöglich. Mio ist eines dieser kleinen Geschöpfe, die nur kurze
Zeit auf dieser Welt verweilen durften. Ihm ist dieses Album gewidmet, mehr
erfahren wir nicht über ihn. Für das Ein-Mann-Projekt Gehirn.Implosion ist
es das erste Album, dem zwei Splits mit Schloss Tegal und The Haters vorangegangen
sind. Wie schon auf diesen beiden Platten, so ist auch auf der neuen CD "Allumfassender
Unkontrollierbarer Sog" der rauschende Noise Markenzeichen und Essenz zugleich.
Dieses schneidende Rauschen wird mit zahlreichen Zusatzgeräuschen und Samples
angefüllt, die aber nicht ohne weiteres zu erkennen sind. Nein, dafür muss
man die Songs mit einer gewissen Lautstärke hören und sich wie durch einen
deftigen Schneesturm hindurch kämpfen. Denn "Allumfassender Unkontrollierbarer
Sog" ist keine leichte Kost und ab einem gewissen Pegel kann es durchaus schmerzhaft
werden. Ob dann das Gehirn implodiert oder explodiert, ist im Endeffekt egal.
Für den Rezipienten dürfte sich das in etwa gleich anfühlem. Das Faszinierende
an Gehirn.Implosion ist letztlich nicht der Noise, sondern die darin verborgenen
Fragmente, die man trotz aller Bemühungen doch nur schemenhaft wahrnimmt.
Und es ist ein harter Parcours, dem man sich stellen muss. Aber das Album
lässt in etwa den Schmerz nachvollziehen, unter dem es entstanden ist. Ein
Schmerz, den eigentlich keine Eltern auf dieser Welt je erfahren sollten.
Ein allumfassender unkontrollierbarer Sog.
Club-Debil
Warnung: Bevor ihr diese CD startet, dreht den Lautstärkepegel ganz runter
und dann passt Ihr schön langsam die Lautstärke Eurer Standfestigkeit an.
Anderenfalls kommt es zu Gehirn.Implosion. Denn was Ihr auf diesem Tonträger
zu hören bekommt, ist Noise in Reinstform. Selten hat ein Projektnamen so
gut zur Musik gepasst. Doch Gehirn.Implosion machen nicht diese Form von Noise,
bei der der Hörer verständnislos den Kopf schüttelt, weil keinerlei Struktur
erkennbar ist, sondern vielmehr das, was man gern als Noiseambient bezeichnet.
Rauschen hart an der Übersteuerungsgrenze, das sich langfristig aber minimal
verändert. Zwar werden auch hier mal spontan Filter zu und abgeschaltet, doch
wirkt der Sound dadurch nie völlig zerhackt und ziellos, ganz nach dem Motto.
"Seht mal, was ich für tolle Effekte hab". Zudem kommen zum Grundpegel immer
noch weitere Elemente, die wahrzunehmen allerdings alles andere als einfach
ist. Sehr schön und für das Genre eher ungewöhnlich ist, dass es zu jedem
Stück einen Text gibt, ein Gedicht um genauer zu sein. Das wird im Stück selbst
zwar nie vollständig vorgetragen, doch gibt es dem ganzen Krawall eine tiefere
Dimension. Um welche Art von Emotionen es hier geht, wird allein schon an
besagten Gedichten und der Titelwahl deutlich. Es geht um den Tod eines geliebten
Menschen, um Schmerz, Verzweiflung und Wut, die einen "allumfassenden unkontrollierbaren
Sog" auslösen, dem sich der Musiker nur durch seine Sounds entgegenstemmen
kann oder auf dessen Wogen er sich treiben lässt.
Kulturterrorismus
GThemenbezogener Noise nimmt seit geraumer Zeit zu und löst immer mehr Gewaltakustik
ohne Sinn & Verstand ab, welche sich innerhalb der krachenden Kunstbewegung
auf dem Rückzug befindet. In diese aktuelle Zustandsbeschreibung passt auch
das Ein-Mann Projekt Gehirn.Implosion aus dem nördlichen Niedersachsen, welches
seit 2007 zwei 7inches über Verstand Records & diese aktuelle CD-R “Allumfassender
unkontrollierbarer Sog” über Tosom offenbart, die allesamt eine Bewältigungs-
bzw. Schmerztherapie für den Verlust des eigenen Sohnes darstellen, der diese
schöne bzw. scheußliche Welt nur wenige Tage erlebte (Mein Beileid an dieser
Stelle!). Den Tod des eigenen Kindes zu verarbeiten, stellt bestimmt eine
unbeschreibliche Situation dar, welche nur Personen nachvollziehen können,
die das gleiche Schicksal ereilte. Der Rest (wie meine Wenigkeit auch) kann
nur erahnen, welche Gedankengänge & Schmerzen solch ein Ereignis auslöst.
Trauerarbeit erfolgt in allen Fällen sicherlich in verschiedenster Art & Weise,
weshalb die Noisecollagen von Gehirn.Implosion auf “Allumfassender unkontrollierbarer
Sog” keine Verwunderung entfachen, sondern einfach nur die Vorgehensweise
des Akteurs zeigen, um diesen einschneidenden Moment in seinem Leben für sich
klar zu bekommen. Zu 5 der 6 zu vernehmenden Tondokumente verfasste der Protagonist
kleine Texte, welche natürlich dem Release beiliegen und für inhaltliche „Ausschmückung“
der Tracks sorgen, wodurch der “Krach” eine gewisse “Griffigkeit” erfährt.
Die Zeilen, welche die Kernaussage der Publikation bilden, befinden sich auf
der Rückseite der Verpackung und lauten: Wir sehen uns wieder, irgendwann.
Ich weiß auch schon wo. Bleibt zu diesem Zeitpunkt nur die Frage über, ob
man sein Privatleben & seine Gefühlswelten der Öffentlichkeit zugänglich machen
möchte oder nicht. Meinem Ansinnen nach, gehören solche Dinge intern in der
betreffenden Familie aufgearbeitet und nicht unbekannten Menschen & Medien
anvertraut, oder? Musikalisch erlebt die interessierte Hörergemeinde mit “Allumfassender
unkontrollierbarer Sog” von Gehirn.Implosion eine derbe “Hochtonnoiseplatte”,
die sogförmig abwechslungsreiche Atmosphären & verschiedene Brutalitätsfaktoren
offeriert, aber eigenständige Akzente & Widererkennungsmerkmale vermissen
lässt, wodurch sich das ansonsten stimmige Gesamtergebnis schmälert. Fazit:
Über die unterschiedlichen Wege der Trauerarbeit können Diskussionen entstehen,
weshalb “Allumfassender unkontrollierbarer Sog” von Gehirn.Implosion aus inhaltlicher
Sicht auf Ablehner & Freunde stoßen dürfte. Fans des harschen Japannoise und/
oder von Carsten Vollmer könnten diese zum Teil überlangen Darbietungen von
Gehirn.Implosion gefallen, welche das Überthema hervorragend transportieren,
aber zuviel allgemein bekannten Noise & zu wenig Gehirn.Implosion an den Tag
legen – Schade!
Ox-Fanzine
Mit
der Split-Single mit THE HATERS und dem Beitrag zur "Stern"-Compilation ist
mit dieser herrvorragend aufgemachten und auf 100 Einheiten begrenzte CD-Veröffentlichung
die "Mio-Trilogie" zum Gedenken an seinen verstorbenen Sohn abgeschlossen.
Gleichzeitig hat sich Hr. Dietzel damit selbst in die Oberliga der sogenannten
Lap-Top-Noiser katapultiert und braucht auch internationale Vergleiche mit
MERZBOW oder ähnlich operierenden Flächenkrachspezialisten mehr zu scheuen.
Der "Wall of Noise" ist unglaublich dicht und steht eisern wie ein Mahnmal
vor dem Hörer. Vereinzelte Eruptionen erinnern aber daran, dass hier alles
eigentlich doch im fluss ist und soetwas wie Stillstand überhaupt nicht beabsichtigt
wird. "Unkontrolliert" ist hier auch nichts wie uns der Titel vielleicht suggerieren
will, denn anhand der präzisen Momente und abstrakten Richtungswechsel läßt
sich ein System hinter all dem entdecken, das einen mit auf ein neue, weitere
und sich ständig regenerierende Entdeckungsreise nimmt. Hier tobt im wahrsten
Sinne das Leben!
Auf
Abwegen
Das
Manko krasser Industriemusik unserer Tage ist es, dass picklige Jünglinge
wohlgenährt vom Sessel aus die Welt mit ihren Schocktaktiken geißeln. Selten
findet man in diesen Fällen Hinweise auf die eigene Befindlichkeit, auf Dinge,
die mit dem Künstler selbst passiert sind, während er ein bestimmtes Thema
bearbeitet hat. Dies ist ganz anders beim Projekt Gehrin.Implosion. In beiden
vorliegenden Releases wird der Tod des Sohnes Mio verarbeitet, der nach nur
27 Tagen auf die andere Seite ging. Und: ich schreibe es hier ehrlich – beim
Hören der kreischenden Noiseschleifen und der sachlichen Aufmachung, die Infos
zum Hintergrund der Releases liefern, muss ich heulen. Diese direkte Einsicht
in Geschehnisse und die zwangsläufige Deutung der Musik als Abreaktion und
Trostspender muss einfach voll auf den Hörer zurückprallen, wenn er nicht
bereits völlig abgestumpft ist. Mit hochfrequentem, brutzelnd-kreiselndem
Noise hat Gehirn.Implosion also versucht, den Schmerz zu bekämpfen. Alles
Gute!