STILLSTAND
Schauer
TOSOM
022
CDR.
1 TRACK, 65 MINUTES
LIMITED AND NUMBERED EDITION OF
150 COPIES
COMES IN DVD BOX WITH INLETS.
PRICE: 10,00 €
"Schauer" is an acoustic memory of
a rainy summer afternoon. About one hour of continuous recording capturing
the coming of the rain, its climax and the return of activity after its disappearance.
The sound of rain drops is mixed with ambient sounds of cars, bikes and human
beings talking and playing in the area, all together recorded with a microphone
placed under a metal bowl standing in the rain for special resonances. The
result is treated with constantly changing delay, filters, lofi and echo effects
to sound like a distant memory. Various synthetic sounds accompany the natural
sounds to increase their impact and enrich the final texture. "Schauer" allows
the listener to participate in one of the small and profane "micro-dramas"
our daily life repeatedly confronts us with. Ambient sound with concrete roots,
hopefully allowing the listener to open his ears for the complex aural environment
he lives in.
Reviews
*** Reviews
Tokafi
The most
exotic for sure is Stillstand’s latest: “Schauer” (Tosom Records) is an almost
70-minute long piece, which uses the recording of a rainy summer day as a
starting point. The field recordings were treated to constantly changing manipulations
and were mixed with tiny melodic fragments and even delicate rhythmic sequences.
The result is a feathery-light journey, which can either pass you by unnoticed
or lead you into a deep trance. Little rain drops dance on the plastic cover,
used to protect the microphones and the distant hollers of playing children
blend with scratching, metallic sounds to form a moving picture. Thought by
some to be too “artsy” or “no music”, this is in fact the ideal representation
of the Stillstand philosophy.
Vital
Weekly
513
review
by Frans de Waard
On
the now more than active label Tosom, no less than six new releases, all with
great packages. The Stillstand release, in a DVD box with five photo's as
inserts, is a conceptual release. Martin Steinebach, the man behind Stillstand,
recorded one hour of rain pouring down (which in German is called a 'Shauer',
which can be translated as a shower - of rain). We hear human activity, which
stops as the rain approaches and when it is gone the activities start again.
It sounds like a tropical thing, with a short but powerful rain, stopping
human activity, but I'm not sure if that is what it is. Steinebach adds a
little bit of electronic manipulation to the matter, partly obscuring the
material, so that it sounds like an echo from a far away distance. Something
that has happened once, somewhere, captured dust and is now presented again.
A pretty fine work, hovering the thin line between ambient and soundscaping.
Terrorverlag
Oftmals
kann man wesentlich mehr über den Hintergrund bzw. das Leitkonzept einer Ambient-Veröffentlichung
berichten als über den Sound selbst. STILLSTAND ist so ein Fall. Dahinter
steckt ein gewisser Martin Steinebach, der auch unter anderen Projektnamen
musiziert - was STILLSTAND angeht, so ist „Schauer“ bereits das dritte Release
auf Tosom nach „Symbiosen“ und „Kreuzung“. Inwieweit hier Zusammenhänge konstruierbar
sind, kann ich mangels Kenntnis nicht belegen, jedenfalls wählte der gute
Herr für vorliegendes Produkt eine interessante Ausgangsidee. Er nahm eine
gute Stunde lang einen Sommerregenschauer auf und mischte die entstandenen
Klänge mit Geräuschen von Autos und Passanten. Dabei war das Mikro von einem
Metallgefäß abgedeckt, wodurch erwartungsgemäß ein stark gedämpfter Eindruck
entsteht. Zudem bearbeitete der Künstler die Aufnahmen im Studio derart nach,
dass er mit Filtern, Echo Effekten etc. den Sounds eine unwirkliche Dimension
verlieh.
Der geneigte Hörer fühlt sich während des Konsums dieses feuchten Reigens
ebenfalls wie unter einer Käseglocke, bzw. noch besser passt vielleicht der
Vergleich mit der Wahrnehmung von Tönen, wenn man sich unter Wasser befindet.
Ein stetes Rauschen, Dröhnen, flirrende Soundkaskaden im sonischen Dämmerlicht.
Man möchte fast annehmen, alle hohen Frequenzen seien aus den Gehörgängen
verdammt. Nach ruhigem Beginn steigert sich der „Lärmgehalt“, ganz so wie
nun mal ein typischer Schauer verläuft. Inwieweit man nun diese Platte richtig
genießt, ist wie so oft in diesem Genre stark von individuellen Faktoren abhängig.
Eine Zeitlang fand ich das Blubbern, Prasseln und Rören durchaus interessant,
irgendwann aber hatte ich fast das Gefühl der Bedrohung und infolgedessen
den Wunsch nach Befreiung von dieser extrem verstörenden Dumpfheit, das mag
aber auch genauso beabsichtigt sein. Justament setzten dann etwa zur Hälfte
der Laufzeit gewisse Melodiefetzen ein, die wie ein Aufbrechen der Regenwolken
auf mich wirkten, und wie ein Sieg des Konzepts über die reine Willkür. Interessant
auf allen Ebenen, aber der Hörgenuss hängt stark von der Tagesform des Ambient-Liebhabers
ab. Das ganze gibt es als auf 150 Stück limitierte CD-R-Version im DVD Tray.
Bad
Alchemy
#51
Schauer
ist ein schönes, mehrdeutiges Wort, für einen leichten Regen und den Anflug
von etwas Unheimlichem, das Gänsehaut hervor ruft. Die ‚Gothic Novel' wird
auf deutsch zum Schauerroman. Schauer (TOSOM 022, CDR in DVD-Box mit Fotokunst)
von STILLSTAND ist jedoch tatsächlich ‚65 minutes of a rainy afternoon', aufgenommen
am 27.3.2005. Martin Steinebach stellt seinem Klangbild Clemens Brentanos
Gedicht ‚Fröhlicher Regen' an die Seite, in dem der alte Romantiker (1778-1842)
Silberuhr auf Schneckenspur reimte und Blauhimmelhasser auf Silbertropfenprasser.
Statt einfach nur das Mikrophon hinzuhalten, wenn der Regen seine Percussionmusik
macht, hat Steinebach einen Hörfilm gedreht. Seine Musique concrète zermorpht
mit Überblendungen und Schnitten die Regengeräusche in rauschend pulsierende,
mit einem Schleifgeräusch rhythmisierte Verlaufsformen, die immer wieder an
eine Zugfahrt erinnern, wie sie Herbert Distel bei seinen Railnotes eingefangen
hat. Steinebach lässt den Regen auf einen umgestülpten Eimer trommeln, hat
dabei aber immer Ohren für die Welt drum herum. Kinder spielen lauthals, Verkehr
zischt vorbei, Krähen knarren, Spatzen tschilpen, eine Turmuhr schlägt die
Viertelstunden, ein Flugzeug brummt mit Dopplereffekt vorüber. All das verwendet
er als Ingredienzen seiner Stadtlandschaft. Und er musikalisiert das environmentale
Ambiente noch zusätzlich durch Delay-, Filter- und Echoeffekte und mit dem
Spieluhrklingklang einer geklimperten Keyboardmelodie. Schauer gleicht insofern
weniger einer Foto- oder Mikrophonie, eher einer Erinnerung oder einem Traum.
Es ist verdichteter Alltag, um erneut ein mehrdeutiges Wort ins Spiel zu bringen.
Ein sommerlicher Nachmittag ist hier gleichzeitig komprimiert und poetisiert.